Manch einer hat vielleicht schon von Diablo Immortal gehört. Zumindest in der Gaming-Welt machte es bisher ziemlich die Runde. In den nächsten fünf bis zehn Minuten möchte ich euch erzählen, ob es sich meiner Meinung nach lohnt, es herunterzuladen oder ob ihr gleich besser die Finger davon lassen solltet.
Was ist Diablo Immortal?
Diablo Immortal ist grundsätzlich und in erster Linie ein mobiles Game für euer Smartphone. Es läuft grundsätzlich auf allen Geräten die auf iOS, iPadOS oder Android basieren (und somit auch auf Tablets), es gibt allerdings auch einen Windows Client, mit dem das Spiel auf dem PC gespielt werden kann. Dennoch ist es “mobile-first”, ihr werdet also auch auf dem PC deutlich merken, dass es sich eigentlich um ein Mobilegame handelt.
Es handelt sich aber hier nicht um irgendein beliebiges Handy-Spielchen, sondern um ein Diablo. Ein Spiel also, das zur erfolgreichen, seit 1996 bestehenden Reihe von Spielen aus dem Hause Blizzard gehört. Und die Grundelemente sind die bekannten Action-RPG-Elemente, die Diablo bisher ausgemacht haben: Ihr wählt eine Klasse, ihr spielt euch durch eine (ehrlich gesagt ganz ordentlich erzählte) Kampagne, levelt dabei euren Character, lernt Fähigkeiten und schickt haufenweise Monster über den Jordan.
Die Kampagne dauert dabei ungefähr 20 bis 30 Stunden und ist zeitlich zwischen den Ereignissen von Diablo 2 und Diablo 3 angesiedelt. Sie ist in typischer ARPG-Manier erzählt (“geh hier hin”, “besiege dieses Monster”, “hole dieses Item”) und schaffte es sogar, mich etwas zu interessieren (sonst klicke ich mich einfach nur durch, meine G-Taste ist von Lost Ark immer noch kaputt). Die Quests sind keine besonders einfallsreichen, aber das erwartet man von einem Diablo auch nicht.
Kling bisher ganz gut… oder?
Während man sich durch die Kampagne spielt, stößt man zwischendurch auf Quests, die offensichtlich nur dazu da sind, euch dazu zu bringen, den “nicht-Kampagnen-Inhalt” zu spielen. Diese Quests lauten nämlich einfach nur “Erreiche Level 51” (als Beispiel).
Um zu Leveln gibt es, neben dem einfachen Erledigen von Monstern, was nicht sehr effektiv ist, zwei Hauptmöglichkeiten: Bounties (Kopfgelder) und Elder Rifts (Ältestenportale). Bounties sind einfache Aufgaben, ähnlich dem Abenteuermodus von Diablo 3, bei denen ihr z. B. irgendwohin gehen sollt und 60 Spinnen erledigen sollt. Von diesen Kopfgeldern könnt ihr allerdings nur acht Stück pro Tag erledigen, danach müsst ihr euch gezwungenermaßen den Ältestenportalen zuwenden.
Diese Portale lassen sich mit den Nephalem Rifts von Diablo 3 oder den Chaos Dungeons von Lost Ark vergleichen: Ihr erledigt in möglichst kurzer Zeit einfach möglichst viele Gegner, irgendwann spawnt der Endgegner und nachdem ihr diesen besiegt habt, droppt ganz viel Loot. Oder so sollte es sein. Als einfacher Free2Play-Spieler werdet ihr euch daran gewöhnen müssen, dass die Endorphin ausschüttende Loot-Fontäne meistens ausbleiben wird. Und erst recht werdet ihr euch darauf einstellen müssen, dass ihr so gut wie nie einen legendären Edelstein finden werdet. Und diese benötigt man, will man bei den ganz großen mitspielen!
Damit ihr diese legendären Edelsteine, die euch Boni von bis zu +50% geben können, kriegen könnt, müsst ihr das Portal nämlich “aufwerten”. Dies geschieht mit Rare Crests und Legendary Crests. Ihr könnt bis zu drei seltene Embleme oder bis zu zehn (!) legendäre Embleme einsetzen, um ein Elder Rift zu verbessern, ein legendäres Emblem garantiert euch dabei, dass mindestens ein legendärer Edelstein droppt.
Nur gibt es 1/1-Stern-, 2/2-Stern- und ?/5-Stern-Edelsteine. Letzere können also alles von 1 Stern bis zu 5 Sterne sein. Doch selbst mit 10 legendären Emblenen ist die Chance, dass dann auch wirklich ein 5/5-Stern-Edelstein droppt irgendwo bei 0,5%.
Um also eine Chance von einem halben Prozent auf einen legendären Edelstein zu haben, muss man zehn legendäre Embleme einsetzen, kein Problem: Man kann diese ja im Echtgeld-Shop kaufen. Sie kosten ja nur rund 2€ das Stück! Man lasse sich das auf der Zunge zergehen: 20€ für eine 0,5%-Chance auf den Hauptgewinn.
So ganz nebenbei: Als Free2Play-Spieler, der kein Geld ausgeben will, erhält man zwar auch legendäre Embleme, allerdings nur einige wenige im Monat, nicht mehr als zehn. Man müsste also schier Jahrhunderte lang spielen, um mit Bezahl-Spielern mithalten zu können.
Die soeben beschrieben Situation kann man ja allenfalls noch ignorieren und sich sagen “Ich will doch gar nicht das beste Loot, das es gibt; ich will einfach Spaß haben”; und damit hat man meiner Meinung nach völlig recht. Und wie ich anfangs gesagt habe, kann man mit der Kampagne durchaus zwanzig bis dreißig Stunden seinen Spaß haben. Und wem ich bisher noch nicht die Lust darauf versalzen habe, dem rate ich auch, sich selbst ein Bild zu machen.
Man muss nur etwas versuchungsresistent sein. Zu oft wird einem irgendein verlockendes Echtgeld-Paket angeboten. Zu oft ist der Lohn für einen erledigten Dungeon nicht gutes Loot, sondern das Recht, ein Echtgeld-Paket zu kaufen. Diese starten zwar bei 1€, wo man sich noch denkt “das tut ja nicht weh”, aber diese Pakete werden mit jedem erledigten Dungeon teurer. Und spätestens, wenn die Quest dann lautet “Erreiche Level 51” und man in Elder Rifts am grinden ist und man durchgehend vor Augen geführt bekommt, wieviel Geld man dort reinstecken müsste, um das wirklich gute Zeug zu bekommen… Spätestens dann wird den meisten die Lust vergehen.
Und das ist OK. Ich möchte hier keine Hexenjagt auf Blizzard und keine Schimpftirade über die Pay2Win-Aspekte von Diablo Immortal starten. Das haben schon zu viele andere getan. Und wer sich mehr über die - teilweise echt perfiden - psychologischen Tricks informieren will, dem sei einfach mal empfohlen, bei YouTube nach “Diablo Immortal Psychological Tricks” zu suchen.
Fazit
Ich bleibe dabei: Für ein Free2Play-Mobilegame ist Diablo Immortal echt gut. Man kann kostenlos einige Stunden Spaß haben, es erfüllt gerade so die Diablo-Sucht, aber das war es dann auch. Die Pay2Win-Mechaniken lassen die Lust darauf zu bald verfliegen und dann macht das Spiel keinen Spaß mehr. Wer Diablo für Unterwegs sucht und eine Switch sein Eigen nennt, dem sei lieber Diablo 3 empfohlen. Ihr werdet damit mehr Spaß haben. Ansonsten kann man mit Diablo Immortal schon einige Stunden Spaß haben; seid euch einfach bewusst, dass ihr ein Gacha-Spiel im Diablo-Universum spielt. Ähnlich wie das von mir zuletzt beworbene Dislyte ist Diablo in vielen Belangen ein Glücksspiel. Nur versucht es das - zumindest zu Beginn - zu verstecken. Bei Dislyte weiß ich, worauf ich mich einlasse, bei Diablo merkte ich es erst nach einigen Stunden. Und selbst wenn man sich drauf einlässt: Bei jedem anderen Spiel sind die Chancen auf den Hauptgewinn besser als bei Diablo Immortal.